Einzelintegration in die Grundschule
Wir haben jetzt das erste Schuljahr hinter uns, es hat alles geklappt. Für unseren Sohn war es die richtige Entscheidung. Vor der Schulzeit konnte er nur sehr schlecht sprechen und benutzte zum Teil Gebärden. Alle Beteiligten (Therapeuten, Kindergarten) sprachen sich trotzdem für eine Integration an der Grundschule aus. An unserer Grundschule war eine Lehrerin schon vorab einverstanden ihn in ihre Klasse aufzunehmen. Auch das Gutachten der Förderschulüberprüfung gab grünes Licht.
Und so ging er stolz mit Schulranzen und selbstgebastelter Schultüte mit 7.5 Jahren in die Schule. Da es die Grundschule in unserem Wohngebiet ist, kannte er schon viele Kinder und wurde von Anfang an akzeptiert. Betreut wurde er das ganze Schuljahr von einem Zivi, der von Miteinander Lernen e.V. gestellt wurde. Dessen Zivizeit lief im Januar aus, doch er verlängerte freiwillig bis zum Sommer.
Die Integrationslehrerin betreut ihn 6 Stunden in der Woche. Sie arbeitet entweder alleine mit ihm, oder in einer Kleingruppe, aber auch in der Klasse. Sie bespricht sich jede Woche mit der Klassenlehrerin und gibt dem Zivi genügend Lehrmaterial, um auch die anderen Stunden abzudecken.
Unser Sohn war von Anfang an so motiviert, dass er schnell angefangen hat zu schreiben, zu lesen und zu rechnen. Seine Sprechfähigkeit wuchs immens. Knackpunkt ist das Rechnen, es ist zu abstrakt, deswegen rechnet er mit Hilfe kleiner Rechengeräte (ähnlich dem Abakus) nun im 10-er Raum, hat mit der Mengenerfassung im 20-er Raum jedoch keine Probleme.
Da er im täglichen Ablauf und im räumlichen Umfeld keine Hilfe benötigt, verlagerte sich die Hilfestellung des Zivi hauptsächlich auf die Unterstützung bei den schulischen Aufgaben. Ich selber führe jede Woche ein Gespräch mit der Integrationslehrerin, um zu erfahren, wie ich ihn bei den Hausaufgaben unterstützen kann. Auch diese machen ihm Spass. Natürlich lernt er nicht denselben Stoff, wie die anderen Kinder, aber die Einbindung in den Unterricht gelingt.
Ablauf und Tipps:
ch habe mir ein halbes Jahr vor der Pflichtuntersuchung der Schulanfänger durch den Schularzt einen Termin bei der zuständigen Schulärztin (Gesundheitsamt) geben lassen. So konnten wir in Ruhe über alles sprechen (eventuelle Rückstellung, Integration etc.) Bei einer Rückstellung mit dem Kindergarten reden, ob das Kind weiterhin dort bleiben kann oder einen Schulkindergarten besuchen muss. Vorab überprüfen, ob die in Frage kommende Grundschule Integration anbietet oder offen dafür ist. (Gespräche mit Freunden und Nachbarn sind oft hilfreich). Welche Lehrerin übernimmt voraussichtlich zum Einschulungstermin eine 1. Klasse, wie steht sie zur Integration (Inklusion)?
Wenn ein Antrag auf Integration gestellt ist, wird ein sonderpädagogisches Gutachten erstellt, ob das Kind integrationsfähig ist.
- Abstimmung in der Schule: Integration ja oder nein?
- Stimmberechtigt: Beide Elternteile, Rektorin, Klassenlehrerin und Förderschulbeauftragter.
- Befragt werden können dazu noch Kindergartenerzieher, Integrationhelfer etc.
- Bereitstellung eines Zivi oder anderer Kräfte: MLL, Lebenshilfe etc. Fragen Sie rechtzeitig nach.
Die Entscheidung Integration oder Förderschule ist nicht einfach. Es stehen so viele Fragen im Raum. Wir haben uns für die Einzelintegration entschieden, weil wir es unserem Sohn zutrauten, weil er unwahrscheinlich gut zu motivieren ist, weil er zusammen mit seinen Freunden gehen wollte etc.
Und letztlich: Der Weg von der normalen Grundschule auf die Förderschule ist einfach, aber nicht umgekehrt. Dies sind unsere Erfahrungen, bei anderen läuft es wieder anders, ich kann also nur von uns erzählen.
E.S.F:
Oben ein Text, den er jetzt in der zweiten Klasse (Nov. 2007) lesen und schreiben kann.